Landhaus Wätjen

(genannt Schloss Wätjen)

Nachdem die Stadtbefestigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben war, hatten viele wohlhabende Bremer begonnen, außerhalb der Wallanlagen Gärten mit kleineren Gebäuden anzulegen. Auch die weitere ländliche Umgebung der Stadt wirkte anziehend auf Familien, die dort die „Sommerfrische“ suchten, um dem Getriebe der großen Stadt zu entgehen. So hatte auch der Kaufmann und Reeder Diedrich Heinrich Wätjen um 1830 auf dem Geestrücken zwischen Vegesack und Blumenthal Grundstücke für einen Sommersitz erworben.

Er hatte sich dort in einiger Entfernung zur Weser bei der „Langen Straße“ vom Vegesacker Baumeister Kimm ein eingeschossiges klassizistisches Wohnhaus mit breitem Walmdach und Säulenvorbau errichten lassen. Das Gelände um das vergleichsweise bescheidene Haus ließ er ab 1830 im Stil eines englischen Landschaftsgartens durch den Landschaftsgärtner Isaak Altmann anlegen, der sich durch die gärtnerische Gestaltung der Bremer Wallanlagen hohes Ansehen erworben hatte.

Der Sohn und Nachfolger als Reeder, Christian Heinrich Wätjen, ließ nach dem Tode des Vaters nach Plänen des angesehenen Bremer Architekten Heinrich Müller von 1858 bis 1864 ein schlossartiges Landhaus im neugotischen Stil der englischen Tudorgotik errichten. Den Park erweiterte er dazu passend in großzügiger Weise als „englischen“ Landschaftspark. Das zweigeschossige Landhaus war zunächst mit einem eingeschossigen nördlichen Vorbau versehen, der jedoch nach wenigen Jahren um ein Geschoss erhöht wurde. Das Gebäude ist in Backstein mit einer Sandsteinverkleidung ausgeführt, die auf den ersten Blick massiv wirkt. Bemerkenswert sind die Fenster, die relativ breite Proportionen haben und im Erdgeschoss nicht durch Sprossen geteilt sind. Sie haben nach englischer Art nach oben verschiebbare Fensterelemente. Die Fensterläden können zur Seite in die Fassade eingeschoben werden.

Prägnant wirkt der große achteckige Turm, der noch von einem schmaleren, seitlich angefügten Treppenturm mit steilem Spitzdach überragt wird und einen weiten Blick bis in das Oldenburger Land eröffnet. Die Innenräume, besonders die große Empfangshalle, sind großzügig gestaltet und waren zu früheren Zeiten mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Marmorskulptur des Bildhauers Carl Johann Steinhäuser „Charitas“ geschmückt, die jetzt im Fockemuseum ausgestellt ist. Die übrigen Räume dien-
ten zu Wätjens Zeiten zur Unterbringung der vielen Gäste und Mitglieder der Familie Wätjen.

Nach der Aufteilung des Parks 1916 fiel der östliche Parkteil mit dem Landhaus Wätjen, das mit Beginn des Ersten Weltkrieges zu einem Lazarett umfunktioniert worden war, an die Bremer Vulkan Werft. Das Spitzdach des höheren Turms wurde während des Zweiten Weltkrieges entfernt, um hier Flakgeschütze aufstellen zu können. Nach dem Krieg wurden durch einen Brand das Dach zerstört und daraufhin einige Giebel entfernt. Das Dach wurde nur notdürftig wiederhergestellt und mit Dachpappe gedeckt. In der Zeit nach dem Krieg wurde das Schloss in Einzelwohnungen aufgeteilt, die hauptsächlich an Betriebsangehörige des Bremer Vulkan vermietet wurden.

Nach dem Konkurs des Bremer Vulkans 1997 wurde der Parkanteil von Privatinvestoren ersteigert. Die Stadt Bremen erwarb 2001 diesen Teil des Parkgeländes und dazu noch den Teil von der inzwischen in Schwierigkeiten geratenen Bremer Wollkämmerei, so dass der Park nun wieder ein Ganzes darstellt. Das Schloss und weitere Wohngebäude im Park blieben mit den zugehörigen Grundstücken in Privatbesitz. Die Absicht, im Schloss einen Gastronomiebetrieb einzurichten, wurde leider nicht verwirklicht. Es enthält heute neben Wohnungen das Atelier des Bremer Malers Peter F.K. Krueger.

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